Daniel Kahneman: Schnelles Denken, langsames Denken
Fallstricke des Denkens
Kognitionspsychologe Daniel Kahneman fasst seine Forschungen zusammen.
Wurden Sie schon einmal geprimt? Hat man Sie einmal mit Hilfe eines Ankers zu einer bestimmten Entscheidung gebracht? Unterliegen Sie kognitiven Verzerrungen? Begehen Sie Rückschaufehler oder unterliefen Ihnen bereits diverse Planungsfehlschlüsse? Sie wissen es nicht? Nun,… die Antwort lautet: Ja! Wissen Sie, warum Sie sich für eine bestimmte Sache entscheiden und die Alternative ausschließen? Sie glauben, schon? Die Antwort lautet, so die Ansicht von Daniel Kahneman: manchmal – jedoch wesentlich seltener, als es Ihnen bewusst ist!
VON MICHAEL RÖSENER |
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Daniel Kahneman ist einer der bedeutendsten Psychologen unserer Zeit, wenn es um Entscheidungs- und Urteilsfindung geht. Für die Ergebnisse, die er zusammen mit seinem 1996 verstorbenen Kollegen Amos Tversky auf diesem Gebiet erlangte, erhielt er 2002 den Nobelpreis für Wirtschaft. In seinem jetzt erschienenen Werk „Schnelles Denken, langsames Denken“ fasst er seine Forschung zusammen und beschreibt Teile der wissenschaftlichen Diskussion darum. Entstanden ist ein gut aufgebautes, aber komplexes Sachbuch über die Frage, wie Menschen Entscheidungen treffen, warum man sich bei der Entscheidungsfindung so häufig in die Irre führen lässt und in welcher Weise man Dinge und Personen beurteilt. Obwohl er in seinem Buch mit Fachbegriffen nicht geizt, nimmt Kahneman auch den Laien mit auf die Reise ins Unterbewusste unseres Denkens und Fühlens. Erklärtes Ziel ist es, die Alltagssprache um Begrifflichkeiten zu bereichern, die die Fähigkeit Einzelner dabei verbessern, Urteils- und Entscheidungsfehler zu erkennen und zu korrigieren. Kahnemans idealisierte Szene in der Praxis ereignet sich am Kaffeeautomaten einer Firma, um den herum sich die Mitarbeiter versammeln, um Klatsch und Tratsch auszutauschen – wenn sie sich über die Strategie der Firma, gesellschaftliche Ereignisse oder den Wohnungskauf eines Kollegen unterhalten. In solch alltäglichen Situationen, den Wortschatz um Begriffe der Kognitionspsychologie zu ergänzen, ist Kahnemans Vorhaben. Dazu gibt er den Lesern zahlreiche Beispiele und Denkaufgaben an die Hand, mit denen sie ihre eigenen Urteile einer Prüfung unterziehen können. Die zahlreichen theoretischen Aspekte stehen so immer in engem Bezug zur Realität, was die Lektüre nicht nur unterhaltsam, sondern auch ereignisreich macht. |